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“Voodoo Dawn”
Deutscher Titel: Voodoo Dawn – bete für deine Seele
Entstehungsjahr: 1998
Technische Daten:
Regionalcode: … 2
Vertrieb: … Splendid / Warner
Laufzeit: … ca. 90 Min. (PAL)
Bildformat: … 1,78:1 (Anamorph WS)
Sprachen: … Deutsch (Dolby Digital 5.1) & Englisch (Dolby Surround 2.0)
Untertitel: … - / -
Freigabe: … FSK 16
Regie: Andrzej Sekula
Darsteller:
Michael Madsen
Rosanna Arquette
Balthazar Getty
Phillip Glasser
James Russo
Pat Perkins
Film-Kritik:
„Fait Accompli“: So lautet der ursprüngliche, mit dem Inhalt dieses 1998 gedrehten Thrillers harmonierende Titel, der allerdings später, anlässlich der DVD-Veröffentlichung, kurzum in „Voodoo Dawn“ geändert wurde – aller Wahrscheinlichkeit ausschließlich zu dem Zweck, mit Hilfe des reißerischeren Klangs ahnungslose Zuschauer bzw Käufer zu ködern, welche auf diese Weise eventuell ein Werk in der Tradition von „Angel Heart“ erwarten, zumal in Deutschland außerdem die Tagline „Bete für deine Seele“ angehängt wurde. Sollte man tatsächlich mit dieser Erwartungshaltung ans Sichten herangehen, wird man bereits lange vor dem Abspann eine noch stärkere Enttäuschung erfahren als ohnehin schon angesichts der allgemeinen Qualität dieses B-Filmchens…
Frank Barlow (Michael Madsen) ist ein in Louisiana angesiedelter Kleinkrimineller, der sich vornehmlich mit wenig risikoreichen Überfällen und Einbrüchen über Wasser hält. Eines Nachts geht ein derartiger Job jedoch schief, worauf er hilflos mit ansehen muss, wie sein (ihn begleitender) Bruder von dem herbeigeeilten Polizisten Sam Merchant erschossen wird. Die anschließende Verhaftung bietet ihm allerdings unverhofft die Möglichkeit, den Wunsch nach Vergeltung in die Tat umzusetzen – und zwar in Form seines Zellengenossen, der die Kunst des Voodoo beherrscht und diese an ihn weiterreicht, bevor er sich, im Einklang mit seinem Schicksal, erhängt. Die neu erlernten Kenntnisse ermöglichen es Frank, die Merchants mit einem Fluch zu versehen, dem im Folge dessen fast alle Familienmitglieder, unter ihnen auch Sam, zum Opfer fallen – mit Ausnahme eines Sohnes, der im benachbarten Bundesstaat lebt.
Wieder auf freiem Fuß, gewinnt Frank in der Unterwelt von New Orleans schnell an Respekt und Einfluss, was seinen Geschäften (u.a. als Geldeintreiber und Nachtclub-Besitzer) deutlich zugute kommt. Eines Tages sieht sich ein Bayou-Bewohner aufgrund massiver Drohungen dazu gezwungen, endlich seine Schulden zu begleichen, bittet aber die mächtige Voodoo-Priesterin Queenie (Pat Perkins) zuvor darum, das Geld zu verfluchen – nur durchschaut Frank jenen Plan rechtzeitig, lässt den Mann töten und bezieht die Scheinchen kurzerhand in sein eigenes Rache-Bestreben mit ein: Er schickt die Tänzerinnen Jezabelle (Rosanna Arquette), welche seine eher als „Besitz“ betrachtete Geliebte ist, los nach Nebraska, um gezielt das Vertrauen von A.J. (Balthazar Getty), dem verbliebenen Merchant-Sprössling, zu gewinnen, indem sie ein zufällig wirkendes Zusammentreffen arrangiert, ihm dann ihre Leidensgeschichte erzählt, inklusive des Wunsches nach einem Neuanfang – bei dem Versuch, das in einem Schließfach deponierte Geld abzuholen, sollen ihn Franks Männer dann schnappen.
A.J., der gerade auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen wurde, nachdem er seinen eigenen Bruder im Drogenrausch bei einem Autounfall getötet hatte, ist anfangs skeptisch, doch die Aussicht auf einen finanziell besser gestellten Neustart, da ihm Jezabelle einen nicht unerheblichen Anteil zugesagt hat, lässt ihn schließlich darauf eingehen. Irgendwann erkennt sie allerdings, dass ein Ausführen des Vorhabens simultan eine Rückkehr zu ihrem alten, unschönen Leben bedeuten würde, weshalb sie den Entschluss fasst, A.J. über die Hintergründe aufzuklären und tatsächlich mit ihm abzuhauen – nur hat sie nicht mit der Hartnäckigkeit zweier (als zusätzliche Sicherheit) entsandter Auftragsmörder sowie dem auf den Dollarnoten liegenden Fluch gerechnet. Eine gnadenlose Verfolgungsjagd quer durch die Sümpfe des amerikanischen Südens beginnt, in deren Verlauf das Paar kurzfristig bei Jezabelle´s abgeschieden lebenden Bruder (James Russo) Unterschlupf findet – bis man sie selbst dort aufspürt und A.J. endlich begreift, dass der einzige Ausweg vermutlich bloß darin liegt, Frank auszuschalten und somit zugleich seine eigene Familie zu vergelten…
„Voodoo Dawn“ markiert das Regie-Debüt des angesehenen Cinematographers Andrzej Sekula, welcher sich (u.a.) damit rühmen kann, Produktionen wie „Pulp Fiction“, „Hackers“ sowie „American Psycho“ ins rechte Bild gerückt zu haben, bevor ihm die Inszenierung des „Cube“-Sequels „Hypercube“ (2002) mehr Aufmerksamkeit auf diesem Gebiet bescherte, gefolgt vom Action-Thriller „Pleasure Drivers“ (2005). Bei seinem ersten Einsatz als Regisseur ließ er es sich nicht nehmen, die Kamera zugleich, also wie gewohnt, selbst zu führen – eine Entscheidung, die das Werk letztendlich vor dem totalen Absturz rettet, denn die meisten Einstellungen wurden, etwa durch die Verwendung kreativer Perspektiven und/oder einer clever gewählten Ausleuchtung, angenehm stimmig eingefangen. Vor allem im Anfangsviertel kann man sich noch, unbelastet von anschließend immer stärker in den Vordergrund drängenden Plot-Problemen, an interessant arrangierten Ansichten und einem guten Ausnutzen der atmosphärischen Landschaften Louisianas erfreuen. Mystery-Elemente, vereinzelt angereichert mit übernatürlichen Zusätzen, wie eine sich selbst entzündende Haarsträhne bei einer Voodoo-Zeremonie oder Frank´s Fähigkeit, die Meinung der Bewährungskommission zu alterieren, erzeugen einen bedrohlichen Grundton, der zu gefallen weiß und eigentlich einen stark ausbaufähigen Weg für eine düstere Rachegeschichte mit Madsen´s Figur als Anti-Held ebnet – bis der Plot-Fokus auf einmal völlig in eine andere Richtung abgleitet und stattdessen Jezabelle und A.J. in den Mittelpunkt rücken. Spätestens zu dem Zeitpunkt wird der Film ein Opfer seines Skripts, da die folgenden „Erlebnisse“ des Paares (sich zuerst misstrauen, dann näher kommen, später gemeinsam vor den Killern fliehen etc) in keinem Moment die Motive eines 08/15-Krimis übertreffen und darüber hinaus beide Charaktere nur wenige echte Sympathiewerte verbuchen können.
Ich bin mir sicher, dass die Drehbuchautoren John McMahon und David Baer schlichtweg zu überambitioniert an ihre Arbeit herangegangen sind, denn statt sich irgendwann zu besinnen und die neu eingeschlagene Verfolgungsthriller-Ausrichtung konsequent bzw gradlinig beizubehalten, wirkt es so, als habe man nun versucht, den Fortgang möglichst vertrackt zu gestalten, um keinesfalls einen unbedarften Eindruck zu erwecken: Es wird derart oft zwischen verschiedenen Personen und Schauplätzen gewechselt, dass man schnell den Überblick verliert. Die Ab- und Reihenfolge mancher Sequenzen scheint gelegentlich überhaupt keinen (erkennbaren) Sinn zu ergeben – von einem Flussrhythmus keine Spur. Hinzu kommt die Tatsache, dass man bis zuletzt nicht alle Hintergründe und Teile des Storykonstrukts präsentiert bekommt, weshalb man unweigerlich ständig am Versuchen ist, die einzelnen Puzzlestücke im Kopf anzuordnen sowie in Richtung eines schlüssigen Ganzen zu kombinieren. Es tauchen Themen, Charaktere und Sub-Plots auf, die selbst schrittweise nicht zufriedenstellend zusammenlaufen. Wendungen sowie im Kontext stilistisch unpassend wirkende Momente – mögen sie, für sich allein betrachtet, noch so gelungen sein – erschweren es, gedanklich hinterherzukommen, zumal man ohnehin konstant das Gefühl hat, es handelt sich bloß um einen Versuch, von der eigentlichen Banalität der Sache abzulenken. Das Geschehen ist weder spannend, aufregend noch interessant. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich neugierig aufs Ende war, denn ich wollte unbedingt herausfinden, ob diese ganzen Fragmente wirklich schlüssig zueinander finden – und siehe da: Alle Achtung, sie passen tatsächlich zusammen! Lohnt es sich, dafür den Film durchzuhalten? Nein. Aber es beruhigt wenigstens etwas. Im ersten Augenblick dachte ich, Sekula hat bestimmt ein belangloses, lineares Machwerk abgeliefert, das der zuständige Editor später wahllos (zumindest nach keinem mir ersichtlichen Muster) neu kombinierte, eventuell um das Geheimnisvolle der Voodoo-Thematik verdeutlichen zu wollen oder weil er Getty kurz zuvor in „Lost Highway“ gesehen hatte und sich davon anregen ließ – wer weiß?
Tarantino-Regular Michael Madsen (“Kill Bill“/“Bloodrayne“), der seinen Regisseur/Kameramann noch aus „Reservoir Dogs“-Zeiten kennt, stellt offenkundlich das Aushängeschild dieser Produktion dar, doch obwohl sein Antlitz groß des Cover ziert und er im Rahmen der Credits an vorderster Stelle genannt wird, vermittelt sein Part eher den Eindruck einer umfangreicheren Nebenrolle, was u.a. mit der Verlagerung der Handlung in Richtung des fliehenden Pärchens zutun hat. Genährt wird dieser Eindruck ebenso von der Tatsache, dass er, abgesehen von wenigen Minuten am Anfang sowie während des Showdowns, ausschließlich in seinem Büro zu sehen ist – viele Tage hat er sicherlich nicht am Set verbracht. Den lässigen, rauchenden, nuschelnden Gangster beherrscht er ja unterdessen im Schlaf, weshalb man durchaus sagen kann, dass er seine Sache anständig macht – bei allem darüber hinaus, wie etwa dem Abhalten kurzer Rituale, welche übrigens über das Entzünden von Haaren und dem Töten eines Vogels kaum hinausgehen, sieht es allerdings wieder anders aus, denn dort fällt seine hölzerne Art besonders negativ ins Auge. Rosanna Arquette („Nowhere to Hide“) hat im Laufe ihrer Karriere öfters mal sexuell aufgeladene Rollen gespielt, z.B. in „Crash“ oder „the wrong Man“, und obwohl sie inzwischen langsam in die Jahre kommt, passt Jezabelle gleichwohl in dieses Schema, was anscheinend die Anziehungskraft A.J. gegenüber untermauern soll, denn ansonsten (bzw vorliegend) wirkt die Beziehung aufgrund des Altersunterschieds leider leicht unglaubwürdig. Ihr Cajun-Akzent ist gelegentlich zitterig, allgemein wirkt sie wenig motiviert, bringt ihren Auftritt aber professionell über die Bühne. Balthazar Getty („Young Guns 2“) agiert einen Tick blasser als seine zwei älteren Kollegen – von seinem Engagement bleibt beinahe nichts in Erinnerung. Bezüglich James Russo´s (“the 9th Gate“/“Postman“) Auftritt als dauerhaft angetrunkener Sumpfbewohner schweige ich besser – er sollte sich jedenfalls schämen und derartiges Overacting unterlassen.
„Voodoo Dawn“ fängt angenehm düster, unheilvoll sowie mit einem grimmigen Monolog Madsens an, welcher einen Hauch „Film Noir“-Stimmung verströmt, und, in Verbindung mit der hochwertigen Kameraarbeit, Lust auf mehr macht, bevor der Verlauf nach knapp 20 Minuten zunehmend uninteressant wird und erst im letzten Akt erneut etwas an Momentum gewinnt, wenn sich die Dinge zuspitzen sowie der mystische Aspekt wieder aufgegriffen wird – nur reicht das leider nicht aus, denn trotz einiger netter Einfälle, wie zum Beispiel die bizarre Idee, die zwei Killer ständig in einer LKW-Zugmaschine umherfahren zu lassen, entfaltet sich die ohnehin wenig originelle oder begeisternde Handlung unheimlich zäh. Unübersehbare Logiklöcher (warum schaltet Frank A.J. nicht ebenfalls „sauber“ per Fluch aus?), teils unbedarft inszeniert wirkende Sequenzen, wie eine Verfolgungsjagd ohne Pepp und Rasanz, sowie unmotivierte Darsteller, die ihre Spielfreude augenscheinlich des Öfteren vom Set ferngehalten haben, trüben das Sehvergnügen merklich – selbst wenn man sich mit keinen falschen Genre-Erwartungen konfrontiert sieht, welche der nach Okkult-Schocker klingende Titel eventuell manchen Neugierigen suggeriert. Zweifellos sind diverse Aufnahmen wirklich atmosphärisch ausgefallen, doch sich dafür durch diese uninspirierten 90 Minuten zu kämpfen, lohnt (meiner Meinung nach) kaum … „3 von 10“
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Screenshots:
Bild & Ton:
Das Bild, welches im 1.78:1-Format (anamorph) vorliegt, besitzt eine annehmbare Qualität, wie man sie von dem überwiegenden Anteil vergleichbarer B-Filme gewohnt ist. In dunkleren Szenen ist ein leichter Grauschleier zu erkennen, gelegentlich treten Grain-Effekte zum Vorschein, die Tiefenschärfe ist nicht immer optimal. Auf der anderen Seite gehen Farbintensität und Kontrast vollkommen in Ordnung, weshalb man insgesamt von einem glatt durchschnittlichen Transfer sprechen kann. Die englische Dolby Digital 2.0 Surround Tonspur kommt recht Front-lastig daher, der Center-Lautsprecher steht im Mittelpunkt des Geschehens. Im Hintergrund sind bloß sporadische Umgebungsgeräusche zu vernehmen, der Score scheint von Anfang an dezent konzipiert worden zu sein und wird dementsprechend unauffällig eingespielt. Bei der deutschen Synchro (Dolby Digital 5.1) handelt es sich wohl um einen Upmix, der im Vergleich zur Originalfassung kaum höherwertig einzustufen ist.
Menüs:
Die Menüs hat man, der Thematik angepasst, düster gestaltet sowie mit okkulten Elementen versehen. Eine stimmige Musikuntermalung ist vorhanden, welche die schwüle Südstaaten-Atmosphäre gut rüberbringt. Im Kapitelanwahl-Bereich sind zwar nur Screenshots der betreffenden Chapter zu finden, doch die kreisförmige Anordnung der Auswahlmaske weiß zu gefallen.
Extras:
Kein wirkliches Bonusmaterial zu dem Film an sich, sondern nur 8 Promo-Trailer von Veröffentlichungen aus dem Hause „Splendid“ (u.a.“Pressure“,“Traffic“ und “Shadow of the Vampire“).
Fazit:
Film: Siehe den letzten Absatz meiner Kritik.
DVD: Insgesamt handelt es sich um eine recht annehmbare DVD-Edition: Die Bild- und Tonqualität ist jeweils okay, die Menügestaltung hinterlässt einen positiven Eindruck – leider enttäuscht (erneut) das Fehlen von echten Extras, weshalb der Gesamteindruck unterhalb der glatten Durchschnittsmarke zu verorten ist.
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