Hostel Unrated
Technische Daten
Vertrieb: Sony Pictures
Regionalcode: 1
Laufzeit: 94 Minuten
Regie: Eli Roth
Darsteller: Jay Hernandez, Derek Richardson, Eythor Gudjonsson
Bildformat: 2,35:1
Sprachen: Englisch, Französisch (DD5.1 Ex, DTS ES)
Untertitel: Englisch, Französisch
Freigabe: Unrated
Film:
Zwei Amerikaner und ein Isländer ziehen als Rucksacktouristen durch Europa, die eigentlich nur auf Sex & Kiffen aus sind. Bei einem Stopp im sagenhaften Amsterdam bekommen sie in einer Hostel von einem Mitbewohner den Tipp, dass in einer sagenhaften Hostel in der Nähe von Bratislawa die willigsten Mädels in ganz Europa herumlaufen. Schwanzgesteuert macht das Trio sich auf den Weg und in der Hostel angekommen scheint sich der paradiesische Ruf zu bestätigen. Die 3 Rucksacktouristen dürfen sich ein Zimmer mit 2 überaus hübschen Osteuropäerinnen teilen und tatsächlich geht’s schon am Abend in die Kiste mit den beiden. Der positive Gesamteindruck der Hostel wird erst getrübt, als am nächsten morgen einer der drei wie vom Erdboden verschluckt verschwunden ist…
Regisseur Eli Roth wird zur Zeit neben Alexandre Aja („High Tension“, „The Hills have eyes“) als der Horrornewcomer-Regisseur gehandelt. Nach „Cabin Fever“ bekam er von Quentin Tarantino persönlich bescheinigt, dass er die Zukunft des Horrorkinos sei. Aus dieser Prognose, die so manchem Filmfan sauer aufstieß, spaltete Roth’s Debut doch die Zuschauer in zwei Lager, ergab sich eine Zusammenarbeit zu einem Film, dem ein Ruf vorauseilte. Einmal sorgte das „Tarantino presents“ für ein Aufhorchen in der Horrorfilmgemeinde und es kursierten erste Filmbilder, die in Sachen Splattereffekte so einiges versprachen. Diese Erwartungshaltung wurde durch den Trailer noch weiter verstärkt. Alle Welt hoffte auf ein Horrormeisterwerk mit tarantinoesken Einflüssen, eben die Zukunft des Horrorkinos, die Perfektion des wieder so populären Terrorfilms.
Erste Poster und Bilder aus „Hostel“
Liquid Love schrieb ich glaube der Film wird rocken!
Schnax schrieb Hehe der schaut wirklich super aus Muss ich sehen.
StS schrieb Der Film wird der Hammer!
freeman schrieb LOL, schönes Ding. Zum Glück hat sich Tarantino des Filmes angenommen, denn ohne den würde der doch niemals das Licht der Kinos erblicken
Als der Film in den USA dann endlich das Licht der Welt erblickte, ging ein Raunen durch die Zielgruppe. Die großen amerikanischen Kritiker, wie auch die kleineren Seiten lieferten einen Verriss nach dem anderen, Ernüchterung machte sich breit, doch ein Fünkchen Hoffnung blieb.
Und dann geschah das Unfassbare…
29. April 2006, genau 15.37h
freeman schriebHimmel ... Ditte war wohl eher nichts ... Warum?
Schaut selbst!
Wie konnte es dazu kommen? Waren die Erwartungen aller zu hoch gesteckt gewesen? Oder hatte Tarantino tatsächlich seinen goldenen Namen unter einen filmischen Rohrkrepierer gesetzt?
Dabei beginnt der Streifen so stimmungsvoll. In einem modrigen, düsteren Keller lauscht man im Vorspann einer gepfiffenen Melodie, die in diesem Zusammenhang schon ein wohliges Gruseln hervorruft. Aus den zahlreichen Bildern & Interviews der Vorberichterstattung ist klar, was das für ein Keller ist und was dort gemacht wird…
Schnitt.
Von nun an verfolgt der gerade nach diesem Vorspann vor freudiger Erwartung auf ein Terrorfest der besonderen Art beinahe platzende Zuschauer ein männliches Trio, welches sich kiffend in Amsterdam herumtreibt, in Discos erfolglos Mädels anbaggert und sich schließlich im Puff die gewünschte Befriedigung besorgt.
Eli Roth ist die Zukunft des Teeniefilms!
Was hier auf die Leinwand losgelassen wird hat so rein gar nichts mit dem zutun, was Trailer, Clips & Setbilder im Vorfeld versprachen. Statt Terror-Kino gibt’s einen „Eurotrip“-Aufguss, bei dem die 3 Hauptdarsteller all das leben, was sie im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht tun können. Hinter der äußerst anspruchslosen Oberfläche schimmern dezente kritische Ansätze durch. Roth lässt die offensive amerikanische Mentalität („Wir sind Amerikaner, lasst uns die Hostel rein!“ (nach Mitternacht)) gegen die zur Zeit in Europa allgegenwärtige Anti-Amerika-Stimmung prallen. Während die „Bad Boys“ mit der „Wir sind Amerikaner“-Begründung ganze Armenviertel in Schutt und Asche legen dürfen, erntet das Trio hier nur zersplitternde Glasflaschen, die von den Hostelbewohnern geworfen werden. Doch es gibt Hoffnung, ein netter Kerl osteuropäischer Abstammung lässt die Jungs rein und erzählt ihnen von der anfangs erwähnten sagenhaften Hostel in der Slowakei. Als Beweis gibt es haufenweise Fotos mit umwerfenden nackten Mädels, die sich in der Nähe von Bratislawa über jeden Amerikaner hermachen, der ihnen unter die Nägel kommt.
Also geht’s los in Richtung Osten!
Eli Roth spielt bewusst mit annähernd jedem Klischee, was sich auftreiben lässt. Dementsprechend einfach sind auch seine Charaktere angelegt, 3 Kerle, die nach dem Schulabschluss ihren Spaß haben wollen. Ich denke, jeder, der die Schule hinter sich hat, wird sich an die Zeit erinnern bzw. an das, was sich so in den Köpfen der Leute abspielte, welche Themen präsent waren usw. Dementsprechend seicht ist auch die Charakterkonstellation. Diesbezüglicher Tiefgang wäre auch vollkommen Fehl am Platz gewesen. Die Kritik an den einseitigen Themen der Jungs und den Dialogen kann ich daher auch nicht so wirklich nachvollziehen. Was hättet ihr lieber gesehen? Wohl erzogene Streber, die eine Museen-Tour durch Europa machen? Die Dialoge bewegen sich auf durchweg niedrigem Niveau, die bösen F-Wörter befinden sich in nahezu jedem Satz, mich hat es nicht gestört und wenn man sich auch in Good Old Germany mal in den Schulbus setzt, wird man sich wundern, was für einen skurilen Slang die Jugend hier so drauf hat. Die Aktionen und der Intellekt der Akteure ist also nicht völlig aus der Luft gegriffen. Wirkliche Identifikation findet nicht statt, man begleitet die Gruppe bei ihrem Trip durch Europa, fühlt sich aber emotional an keinen der drei gebunden. Lediglich einer der Amerikaner nervt gelegentlich, stellt er sich doch als ziemliches Weichei heraus und vermasselt sich mehrere nette Nächte, was dann beim gepflegten Herrenabend für allgemeines Aufstöhnen sorgt.
In der Slowakei angekommen, stellt sich die angepriesene Hostel als Traum eines jeden Mannes heraus. Einzelzimmer gibt’s leider keine, dafür muss man sich die Gruppenräume mit unglaublich hübschen Mädels teilen, die einen auch gleich nach der Ankunft auf einen Ausflug mit ihnen in die Sauna einladen. Halleluja, dementsprechend neidisch verfolgt man das Geschehen, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass an der Sache aber etwas faul sein muss, was dann spätestens klar wird, wenn der Isländer nach einer wilden Nacht wie vom Erdboden verschluckt nicht mehr aufzufinden ist…
Aber hier schwenkt der Film in eine komplett andere Richtung. Etwas unangenehmes liegt in der Luft, man weiß nicht so Recht was es ist, aber es erscheint nun klar, dass in dieser Hostel etwas gewaltig faul ist. Wenig später wird der Zuschauer Zeuge von dem, was mit den verschwundenen Hostel-Bewohnern passiert. Aus der Ich-Perspektive verfolgen wir durch ein kleines Guckloch in einer Kopfmaske, wie ein älterer Herr mit Metzgerschürze den düsteren Keller vom Anfang betritt. Somit wird man quasi zur Identifikation mit der Hauptfigur gezwungen, die bisher nicht vorhanden war. Aber nun steckt man in ihrer Haut, sieht die Welt aus ihren Augen, was der Szene von Anfang an einen überaus unangenehmen Touch verleiht. Und plötzlich wünscht man sich insgeheim nicht in einem Splatter-Movie zu sitzen, der Grund, weswegen man sich den Film eigentlich anschauen wollte wird von Eli Roth mit diesem Kniff geschickt gegen einen aufgefahren. Das was folgt ist eine überaus intensive Folterszene, welche den Großteil der blutigen Einlagen kurz vor der Aktion ausblendet und erst wieder das Ergebnis zeigt. Das macht aber keinen Unterschied, das Opfer schreit sich die Seele aus dem Leib und versteht gar nicht, was los ist. Die Identifikation ist plötzlich da und man wünscht sich irgendwie, sie wäre nicht da. Der Splatter, auf den man so lange gewartet hat, ist nun da und man wünscht sich, als ob man in der Haut des Opfers stecken würde, er sei nicht da.
Schnitt.
Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend verfolgt man nun die Aktionen des verbliebenen Amerikaners, welcher plötzlich mutterseelenallein in der sagenhaften Hostel steht und ebenfalls nicht weiß, was los ist. Über Umwege findet er dann schließlich eine nette Person, die ihn zu dem Ort bringen, wo seine Freunde hin sind. Und bevor ihm klar wird, wo er ist und das er nun selbst in dem düsteren Keller sitzt, verdichtet sich das Puzzle um den mysteriösen Folterkeller mehr und mehr. Zusammen mit dem vermeintlich letzten Opfer des Trios erkennen wir schließlich die Ausmaße der grausamen Verbrechen, was schließlich dafür sorgt, dass spätestens hier auch die Identifikation mit ihm einsetzt. Die Idee von Eli Roth, welche sich hier entfaltet bietet unglaublich viel Potential und jongliert mit den Urinstinkten des Menschen und man horcht automatisch in sich selbst hinein, ob so etwas funktionieren würde? Ein Ort, an dem Menschen Geld bezahlen um andere nach Lust & Laune quälen und foltern zu können? So was würde unmöglich funktionieren? Schon mal kleine Kinder dabei beobachtet, was für einen Spaß die haben, einer Fliege die Beine rauszureißen? Wie konnte es zu dem Folterskandal der Amerikaner im Irak kommen? Waren diese Soldaten nicht auch ganz normale Menschen, mit Familie, einer Frau usw?
Schnitt.
Unser letzter verbliebener Amerikaner sitzt nun selbst auf dem Stuhl im dunklen Keller, Folterwerkzeuge fein säuberlich auf herumstehenden Tischen verteilt und da kommt auch schon der Kunde herein, der einen Riesenhaufen Kohle bezahlt hat, um hier ein bisschen Spaß mit einem Amerikaner zu haben. Er will unbedingt einen Amerikaner, lässt sich das sogar durch den Personalausweis des Opfers bestätigen und legt dann los. Vorsichtig haut er erst mal mit einer Gartenkralle zu. Der Amerikaner schreit, bittet den Peiniger doch aufzuhören, was diesen schließlich so verunsichert, dass sein Opfer erst einmal geknebelt wird. Nun geht’s an die grobe Arbeit mit der Kettensäge…
Das einer überlebt, ist gemäß den Gesetzen des Horrorfilms von Anfang an so klar wie Kloßbrühe, wie es dazu kommt, soll aber hier nicht breit getreten werden. Der Racheakt des Amerikaners ist nicht nur für ihn eine Genugtuung, sondern lässt auch den Zuschauer entschlossen durchatmen. Dabei bleibt der Film immer im Rahmen, es kommt zu keiner Oneliner-lastige One Man Show, dadurch dass der Bursche ein strunznormaler Kerl wie du und ich ist, bleibt das ganze Geschehen spannend und das bis zum Schluss. Dabei legt der Film im Übrigen eine düstere Konsequenz an den Tag, wie sie eben nur einer der neuen Terrorstreifen bieten kann. Somit gibt es auch kein kitschiges Happy-End…
Nach dem Film ist man erst mal überrollt von diesem Gewaltakt, der greifbarer wirkt, als der Großteil aller Horrorfilme. Das Szenario um kiffende Jungs, die nur Sex im Kopf haben ist altbacken und ausgelutscht, aber nicht realitätsfremd. Die gesamte Inszenierung wirkt eher zurückhaltend, die europäische Kulisse wirkt vertraut und das erschreckende Szenario einer Folter-Dienstleistung erscheint nachvollziehbarer als degenerierte Mutanten, die sich in der Wüste New Mexikos verstecken. Die Kamera-Führung hält sich weitgehenst zurück, auf stylischen Krempel wird komplett verzichtet, was den real wirkenden Eindruck noch verstärkt. Musikalisch präsentiert sich Roth’s Beitrag zum Terrorkino eher zurückhaltend, hier und da untermalen Orchesterklänge das Geschehen, was nie penetrant oder theatralisch wirkt, sondern sich immer aalglatt den erschreckenden Bildern anpasst.
Die Wirkung der Folterszenen will ich an dieser Wirkung nochmals herausheben, die sind nichts für schwache Nerven, unglaublich unangenehm und so intensiv, dass neben mir selbst 2 andere gestandene Horror-Gucker mehrmals schlucken mussten. Wer sich auf „Hostel“ einlässt, sollte mit überdeutlicher Gewaltdarstellung leben können, die weit entfernt ist von humoristischen Splatter-Orgien wie „Braindead“.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass ich die ganzen schlechten Kritiken nicht mal ansatzweise nachvollziehen kann, was aber u.U. auch an meiner Erwartungshaltung lag, die ich eben dank diverser Kritiken sehr weit runtergeschraubt hatte und dann doch tatsächlich überrascht wurde. Wie schon bei „King Kong“ denke ich, dass auch bei „Hostel“ die Erwartungshaltung das größte Problem des Films war, die allerdings teilweise wohl absichtlich in die Splatter-Ecke gerichtet wurde, um die Zuschauer dann mit einem Paukenschlag unangenehmerweise mit einem simplen Sichtwechsel selbst in die Rolle der Opfer zu katapultieren. „Hostel“ war im ersten Viertel auf…ähm… niedrigem Niveau unterhaltend, schlug dann eine Thriller-Richtung ein, um knapp nach der Hälfte zu einem Terror-Alptraum zu mutieren, den ich in derartiger Intensität nicht erwartet hätte. Nichtsdestotrotz ist aber sicherlich noch jede Menge Spielraum nach oben da, einmal durch die Grundidee, die so viel Stoff in alle möglichen Richtungen bietet, dass sie hier angesichts der anfänglichen Kiff- und Sex-Orgien, die es nicht unbedingt gebraucht hätte trotz ordentlichem Unterhaltungswert, viel zu kurz kommt. Eli Roth inszenierte dabei aber nicht nur einen zweifelhaften Unterhaltungsfilm, sondern lieferte unter der Oberfläche mehrere gesellschaftskritische Aspekte, die es unter dem Deckmantel von Kiffen, Sex & Töten aber erst mal herauszufiltern gilt. Das überlasse ich dann aber lieber dem Vince, ich bin als frischer Abiturient erst mal froh, dass ich mich mit Interpretationen nicht mehr rumschlagen muss und konzentriere mich da mal lieber auf wichtige Dinge wie Kiffen, Sex &…
Bild:
Das Bild der Sony-Scheibe weist immer wieder ein leichtes Bildrauschen auf, auch die Detailschärfe ist nicht immer ideal. Farb-technisch wird die triste Farbpalette einwandfrei wiedergegeben, auch der Kontrast ist absolut in Ordnung.
Sound:
Die Soundkulisse wirkt niemals aufdringlich und ist auch zu keinem Zeitpunkt ein druckvoller Mix, sondern kann eher durch die subtile Ausnutzung aller Kanäle überzeugen. Insbesondere im Folterkeller tragen die Surroundspeaker enorm zur unangenehmen Atmosphäre bei, aber auch bei Umgebungsgeräuschen spielen sie überdurchschnittlich gut auf. Die Musik wird räumlich übertragen, Dialoge (und Schreie) kommen klar über den Center, der Subwoofer hat eher wenig zu tun.
Ausstattung:
Die Unrated-DVD steckt in einem netten Schuber, der nach oben und unten geöffnet ist. In der Amaray (ohne Booklet) befindet sich eine DVD, auf welcher wiederum 4 Audiokommentare, sowie ein ca. 1-stündiges, sehr gutes & werbefreies Making-of zu finden sind. Außerdem gibt’s ein Multi-Angle-Feature, sowie eine Trailershow.
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Fazit:
Für sein Geld bekommt man einen Schocker, der mit zurecht gestutzten Erwartungen absolut zu überzeugen weiß. So intensiv wurde man selten in einen Horrorfilm eingebunden, zudem hat der Streifen auch unter der Oberfläche noch einiges zu bieten. Die DVD präsentiert den Film in guter Qualität, auch die Ausstattung überzeugt qualitativ absolut.
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Testequipment:
PC-System mit Teufel Concept E Magnum
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