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“the Nun”
Technische Daten:
Regionalcode: … 1
Vertrieb: … Lionsgate
Laufzeit: … ca. 102 Min. (NTSC)
Bildformat: … 1,78:1 (anamorph / 16:9)
Sprachen: … Englisch (Dolby Digital 5.1 & Dolby Digital 2.0 Surround)
Untertitel: … Spanisch
Freigabe: … R
Regie: Luis De La Madrid
Darsteller:
Anita Briem
Belén Blanco
Cristina Piaget
Manu Fullola
Alistair Freeland
Teté Delgado
Trailer:
http://www.filmaxinternational.com/fichas/1208.htm
Film-Kritik:
Hach, was habe ich mich auf „La Monja“ (aka „the Nun“) gefreut, der neusten Produktion aus Brian Yuzna´s „Fantastic Factory“-Schmiede, welche zwar noch kein echtes Meisterwerk hervorgebracht hat, allerdings immer wieder mit vielfältigen Genre-Beiträgen zu unterhalten vermag (man denke da nur an Gordon´s „Dagon“, das Trash-Opus „Arachnid“, den starken (Werewolf-) Thriller „Romasanta“ oder Jaume Balaguero´s „Darkness“). Von letzterem Regisseur stammt übrigens die Story-Idee zu diesem Film, welche der unerfahrene Manu Diez schließlich zu Papier brachte. Die Rollen wurden mit einer internationalen Cast besetzt, Luis De La Madrid für die Inszenierung verpflichtet (er gibt hiermit sein Regie-Debüt, nachdem er zuvor als Editor u.a. an „the Machinist“ beteiligt war). Die Idee klingt vielversprechend, der Trailer sieht absolut klasse aus – und allein die Tatsache, dass es sich bei dem Killer um eine Nonne handelt, trieb meine Erwartung in die Höhe, denn diese strahlen für mich immerzu eine seltsam-mysteriöse Aura aus, welche (allein durch ihre Aufmachung) weitestgehend unabhängig des Horror-Genres vorherrscht (was Werke a la „Sister Act“ natürlich ausschließt) … vgl. „Ms.45“ von Abel Ferrara.
Die Geschichte setzt in einem internationalen (kirchlichen) Mädcheninternat in Spanien ein, in welchem die Schülerinnen immer wieder mit einer ihrer strengsten Lehrerinnen, Schwester Ursula (Cristina Piaget – „Modigliani“), aufgrund von alterstypischen Themen und Verhaltensweisen (jugendlicher Spaß, das Rauchen von Zigaretten, Gedanken an Jungs etc) aneinander geraten – doch etwas passiert in einer unheilschwangeren Nacht, das ein schreckliches Geheimnis sowie einen lebenslangen Pakt unter ihnen entstehen lässt. Achtzehn Jahre später: Inzwischen überall auf der Welt verteilt, werden die Betroffenen aus heiterem Himmel einer nach der anderen auf grausame Weise von dem Geist jener Nonne aus dem Leben gerissen. Zufällig wird Eva (Anita Briem - „Cold Trail“), die Tochter einer der Frauen, Zeuge der Ermordung ihrer Mutter, doch letztendlich kann weder sie noch die ermittelnde Polizei ihren Ausführungen wirklichen Glauben schenken, nämlich dass angeblich eine Person in einem Schwestern-Gewand dem Opfer die Kehle durchgeschnitten und sich folgend in einem Schwall aus Wasser einfach aufgelöst hat. Auf der Beerdigung trifft Eva eine andere Schülerin von damals, die ihr berichtet, dass sich die alten Freundinnen in wenigen Tagen in Spanien treffen wollten, doch noch bevor sie von ihr weitere Einzelheiten über die Hintergründe erfahren kann, wird auch sie tot aufgefunden.
Ursprünglich war ohnehin angedacht, dass Eva, ihre beste Freundin Julia (Belén Blanco - „Lisboa“) sowie deren Freund Joel (Alistair Freeland) dorthin in den Urlaub fliegen, trotz der Erkenntnis, dass sich ihre Mutter ebenfalls zu der Zeit in jenem Land aufhalten würde (ein Treffen in den Ferien wäre ja ziemlich uncool), und so nutzen sie die sich bietende Chance (vorhandene Tickets etc), selbst eigene Nachforschungen bezüglich der Umstände und Gegebenheiten damals im Internat anzustellen. In Barcelona angekommen, begeben sie sich erst einmal zwecks Recherchen in die örtliche Bücherei, wo sie den jungen Priester-Anwärter Gabriel (Manu Fullola - „the Conclave“) kennen lernen, der ihnen nicht nur bei der Überbrückung der Sprachhürde behilflich ist, sondern sich ihnen aus Interesse gar anschließt. Gemeinsam suchen sie eine in der Stadt lebende Bekannte von Eva´s Mutter auf, welche allerdings bereits gekreuzigt in ihrem Badenzimmer hängt. Dank einer Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter erfahren sie jedoch, dass sich die verblieben beiden Frauen (des Paktes) gerade auf dem Weg zu dem (inzwischen geschlossenen) Klosterinternat befinden, weshalb sie natürlich ebenfalls dorthin aufbrechen. Von jenen erfahren sie schließlich vorort die gesamte Geschichte, was sich seinerzeit hinter diesen Mauern zwischen ihnen und Schwester Ursula abgespielt hat – und Eva muss erkennen, dass die ganze Sache anscheinend nicht nur etwas mit ihrer Mutter zutun hatte, sondern direkt mit ihrem eigenen Leben in Verbindung steht. Während sich draußen nun ein furchtbares Unwetter über der Gegend entlädt, müssen sie innerhalb der Gemäuer ums blanke Überleben kämpfen und zugleich eine Möglichkeit finden, etwas zu vernichten, das selbst schon lange tot ist…
Okay, die Story von „La Monja“ als originell zu bezeichnen, wäre eine nicht unerhebliche Übertreibung, was Drehbuchautor Diez wohl auch beim Schreiben in den Sinn gekommen ist, weshalb er sich augenscheinlich für ein direktes Angehen dieser Tatsache entschied und wahrhaftig eine Figur genau den Gedanken, der mir beim Sichten unweigerlich durch den Kopf gegangen ist, aussprechen ließ – als Joel von den damaligen Geschehnissen erfährt, erwidert er: „Are you trying to tell me this is all some sort of „I know what you did 18 summers ago“ or something?!“ Es gibt noch etliche weitere Anspielungen und ironische Seitenhiebe, von denen einige mehr (als sie die Reise antreten, meint (die Spanierin) Julia zu ihrem amerikanischen Freund: „You always thought that Spain was in the south of Mexico!“), andere weniger gelungen sind (eine beinahe-Kopie der „I know…“-Szene, in der eine Protagonistin (sinngemäß) „You want me? Here I am! Come and get me!“ ruft, oder ein „Blair Witch Project“-Spruch, denn ja, ein Camcorder mit Nachtsicht ist ebenfalls (wieder mal) mit von der Partie). Die Gegebenheit, dass sich Eva im Flugzeug Yuzna´s „Faust“ im TV anschaut, ist zwar durchaus nett, doch dass man dabei (u.a.) die Credits jenes Films (zum Zeitpunkt „Directed by…“) einblenden musste, wirkt hingegen ungeschickt. Ein Highlight ist allerdings eine Szene kurz darauf, als sie aus dem Fenster schaut und dort die Nonne auf dem Flügel hockend entdeckt – eine coole kleine Verbeugung vor „Twilight Zone: the Movie“ (1983).
Dieses qualitative „Auf und Ab“ zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Verlauf: In einer Minute wird man in Form eines schlichtweg genialen Moments verwöhnt, in der folgenden muss man sich über die erschreckende Einfältigkeit des Drehbuchs ärgern, welches in meinen Augen (wie so oft in letzter Zeit) primär dazu beiträgt, dass das Gesamtergebnis weit hinter seinem Potential zurückbleibt. Warum nicht einfach einen 80 Minuten langen, spaßigen Shocker drehen, anstatt die Lauflänge bis hin zur 100er-Marke mit unnötigen Erklärungen und Gesprächen aufzubauschen? Die erste Hälfte entfaltet sich großartig: Den Zuschauern werden kaum Informationen geboten, dafür aber klassische Spannungs-treibende Situationen, die meist in effektvollen Todsarten resultieren. Die fehlenden Zusammenhänge ergänzen sich erst nach und nach, was klasse konzipiert wurde und ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit erfordert. In Barcelona angekommen, beginnen allerdings langsam die gewohnten Genre-Abläufe die Oberhand zu gewinnen (z.B. etwas zu weit hergeholte Zufälle, wie die Nachricht auf dem AB), bevor es in das verlassene Gebäude geht, welches ein herrlich atmosphärisches Setting liefert. „May the games begin!“, denkt man sich – nur passiert nun genau das, was vielen Werken oftmals in der ersten Hälfte (fast) das Genick bricht: Die Handlung wird redselig und reduziert somit das Tempo. Zwar erfährt man jetzt die gesamten Hintergründe, aber viel zu ausführlich (auf entscheidende Punkte ist man bis dato ohnehin selbst gekommen). Außerdem begibt man sich nun vollends auf ausgelatschte Pfade voller Klischees (das Herumlaufen in dunklen Gängen, einer nach dem anderen findet den Tod etc). Ein ärgerlicher Romantik-Ansatz taucht urplötzlich auf, welcher vollkommen unpassend wirkt (hey, der Kerl ist Priester – und das ehemalige Zimmer der untoten Nonne zudem nicht gerade der beste Ort für ein Techtelmechtel), in Nachhinein aber tatsächlich einen gewissen Sinn ergibt – nur halt nicht just in dem Augenblick, was den Eindruck später nicht wirklich aufzuwerten vermag. Dieses qualitative Wechselspiel ist schade, ärgerlich und zu guter Letzt unbefriedigend: Auf der einen Seite großartige visuelle Kompositionen, auf der anderen teils schmerzhafte Dialoge…eine sehr gute Hauptdarstellerin, eine Reihe Talent-schwacher Kollegen – und so weiter. In einem Moment erkennt man (anhand von stimmungsvollen Wandgemälden), dass jeder so stirbt, wie sein jeweiliger Namenspatron sein Ende gefunden hat (gekreuzigt, enthauptet usw), im nächsten sucht ausgerechnet jene, die voraussichtlich an Verbrennungen sterben wird, die Küche auf, in welcher natürlich der große Ofen zur Versorgung der gesamten Einrichtung steht…schon klar! Am Ende des letzten Drittels kommt es dann natürlich zum großen Finale, welches unter Wasser in einem gefluteten Keller stattfindet (ich fand´s gut!) – doch plötzlich, wie aus dem Nichts, wird ein überraschender Twist aufgefahren, der mich angenehm auf dem falschen Fuß erwischte sowie zu dem Gedanken „Verdammt cooles Ding!“ verleitete, bevor ich (während der Schlusscredits) erneut darüber nachgedacht habe und feststellen musste, wie wenig Sinn bestimmte Inhalte rückwirkend nach diesem Abschluss nun eigentlich noch ergeben.
Trotz aller (negativ-) Kritik kann „La Monja“ eine nicht unerhebliche Zahl positiver Attribute vorweisen: Die starke erste Hälfte wird von einem entsprechenden Einstieg eingeleitet – eine schön arrangierte Rückblende, welche nahtlos in eine Traumsequenz übergeht, erweckt Lust auf mehr, was man folgend ja sogar erhält (zumindest für eine gewisse Dauer). Die Regie von De La Madrid ist solide, nur halt nicht straff genug, was wohl eher auf das Skript zurückzuführen ist. Es gelingt ihm zumindest, einige starke Spannungs-Augenblicke zu arrangieren, die sich zielstrebig aufbauen und schließlich kreativ abgeschlossen werden. Neben einer Szene am Anfang (Nacht, Küche, verstopfter Abfluss…) wäre noch eine im letzten Akt zu nennen, in welcher sich jemand in einer ausweglosen Lage befindet und nur noch seinen Glauben als letzte Möglichkeit ansieht, diese lebend zu überstehen – den Ausgang kann man sich zwar denken, doch „wie“ und „wann“ ist entscheidend, was sich eigentlich auf den gesamten „Style over Substance“-Eindruck übertragen lässt. Die Schauspieler leiden förmlich unter ihren Figuren, was vor allem im Fall von Alistair Freeland (Joel) auffällt, der auf Dauer zu nerven beginnt, was nicht unerheblich mit seiner Videokamera zutun hat. Die isländische Schönheit und Newcomerin Anita Briem (TV´s“the Evidence“), die mich konstant (angenehm) an Mischa Barton erinnerte, kommt zweifelsohne am besten und überzeugendsten weg. Belén Blanco („Gua! Pa!“) ist süß (u.a. aufgrund ihres Akzents), alle anderen sind nicht der Rede wert.
Wo der Film durchweg punkten kann, ist auf der akustischen sowie visuellen Ebene: Kameraarbeit, Musikunterlegung und Special F/X befinden sich auf einem hohen Niveau. Sicher, etliche Schocks sind „bloß“ klassische Jump-Scares mit Hilfe lauter Geräusche oder Dingen, die schlagartig ins Bild springen, doch unabhängig davon ist das Sound-Design exzellent und atmosphärisch. Die Editing-Arbeit ist wirkungsvoll, der Look sehr schön anzusehen (düstere, anregende Bildkompositionen, stimmige Rückblenden, angenehme Farbgebungen). Und dann wären da noch die Effekte: Zugegeben, man bekommt hier nichts geboten, was man nicht schonmal woanders gesehen hat, aber die eingesetzten Mittel sind ansehnlich und passen ins gewünschte Bild. Die Nonne manifestiert sich (in ihrer geisterhaften Erscheinung) jeweils aus Wasser heraus (beispielsweise per Badewanne oder Waschbecken), was mir sehr gefiel und „Dark Water“ (wohlig) in Erinnerung rief – zusätzlich erhält man viel entgegen der Schwerkraft fließendes H2O wie in „the Ring two“. Cristina Piaget hat man im Vorfeld (zwecks Einfangen der Art ihrer Bewegungen) jeweils unter Wasser gefilmt und diese Aufnahmen dann digital in die betreffenden Einstellungen eingefügt (siehe „the Eye 2“), was ebenfalls eine tolle Wirkung erzielt. Der Moment, als Schwester Ursula Eva in Zeitlupe anspringt, sich dann in flüssiger Form durch sie hindurchbewegt und das überraschte Mädel durchnässt zurücklässt, erzeugt wahrhaft Begeisterung. Mehr davon, weniger Gerede – das wäre es gewesen! Leider ist dem nicht so, trotz der blutigen Morde und passenden Locations – kein Spaß im „Convent“-Stil, auch kein durchgehend reiner Suspense-Horror wie in der ersten Hälfte. Was geringfügig gewichtiger als die positiven Eindrücke in Erinnerung bleibt, das sind die verpassten Chancen, ärgerlichen Drehbuch-Patzer sowie die redseligen, klischeehaften, unoriginellen letzten 60 Minuten. Leider.
Screenshots:
Bild & Ton:
Die Bildqualität lässt sich als „gut“ beschreiben: Die Farben kommen kräftig zur Geltung, was sogar auf dunklere Bereiche zutrifft (nur wenig erkennbare Grauschleier-Bildung), die Schärfe stimmt ebenfalls (kaum Grain-Effekte). Ursprünglich in einem 2.35:1-Format gedreht, kommt der Film auf DVD nun in Form eines 1.78:1-Tranfers daher, welcher allerdings keinen Grund zur Klage hervorruft (die Anfangs- und Endcredits besitzen noch das ursprüngliche Format). In Sachen „Audio“ kann man zwischen einer Dolby Digital 5.1- und 2.0-Tonspur wählen, jeweils in englischer Sprache. Erstere überzeugt mit einer schönen Verteilung der (creepy/spooky) Umgebungsgeräusche auf die Surround-Speaker sowie der insgesamt guten Präsentation des effektiven Sound Designs. Die Stärken des Films liegen ohnehin im akustischen und visuellen Bereich – und die DVD trägt ihren Teil (positiv) dazu bei.
Menüs:
Das Hauptmenü weist eine stimmige Instrumentalmusik-Untermalung auf, welche man zusätzlich (unaufdringlich) mit passenden Geräuschen (Schreie und tropfendes/blubberndes Wasser) angereichert hat. Dem Film entsprechend, ist alles ziemlich düster gehalten worden. Im Hintergrund werden Szenen-Auszüge eingespielt – und zwar so, als würden sie sich unterhalb einer Wasseroberfläche befinden (jene hat man, inklusive sanfter Wellenbewegungen, auf einer vorgelagerten Ebene eingefügt). Im Kapitelanwahlbereich lassen sich kurze Clips der betreffenden Chapter finden. Eine Musikuntermalung ist in allen Menüs vorhanden, die verwendeten Stücke variieren jeweils.
Extras:
Zwar läuft das vorhandene „Making Of“ nur knappe 9 Minuten – doch dafür ist es erstaunlich ergiebig. Die beiden Produzenten Julio und Carlos Fernandez erklären in einem Interview-Clip, dass es sich hierbei um das erste „Fantastic Factory“-Werk handelt, das bewusst auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet wurde, einige Darsteller kommen zu Wort (auf Englisch und Spanisch), und man sieht Regisseur De La Madrid, wie er beim Dreh teilweise auf einen Dolmetscher zurückgreifen musste, um den Schauspielern seine Anweisungen zukommen zu lassen. Zusätzlich erhält man kurze Einblicke in einige F/X-Sequenzen (z.B. Aufnahmen der Nonne in einem Wassertank vor einer Green-Screen), welche ganz nett daherkommen. Insgesamt kaum Geschwafel, stattdessen ein kompakter Bericht vom Set. Darüber hinaus befinden sich noch eine ganze Reihe Trailer aus dem Hause „Lionsgate“ auf der DVD (u.a.“House of the Dead 2“,“See no Evil“,“Tamara“,“Return of the living Dead 4“).
Fazit:
Film: Siehe den letzten Absatz meiner Kritik.
DVD: Eine solide Veröffentlichung aus dem Hause „Lionsgate“, welche dank guter Bild- und Tonqualität sowie einer angenehmen Menügestaltung zu gefallen weiß. Leider hat man mal wieder beim Bonusmaterial gespart…
Film:
DVD: ,5 (+)[/align]