The Devil’s rejects Special Edition
Technische Daten
Vertrieb: Sunfilm
Regionalcode: 2
Laufzeit: 106 Minuten
Regie: Rob Zombie
Darsteller: Sid Haig, Bill Moseley, Sheri Moon Zombie, William Forsythe
Bildformat: 1:1,85
Sprachen: Deutsch, Englisch (DD5.1 Ex, DTS ES)
Untertitel: Deutsch
Freigabe: Keine Jugendfreigabe
Film:
Nach einer Mitte der 90er aufgekommener Welle von harmlosen Teenie-Slashern, die alle nach dem gleichen Prinzip abliefen wandelt sich das Horrorkino zur Zeit mehr und mehr einer dreckigen, brutalen Richtung zu, bei der dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken bleibt. Mit dem Remake vom berüchtigten „Texas Chainsaw Massacre“ begann dieser Wandel und seitdem werden fast monatlich neue Produktionen an Land gespült, die dem neuen schonungslosen Muster folgen. Zwischen den Jungregisseuren Alexandra Aja, der mit „High Tension“ und kürzlich mit „The Hills have eyes“ übelst auf den Putz haute und Eli Roth, dessen Splatter-Hoffnung „Hostel“ bald in den Kinos anläuft sucht sich zur Zeit Altrocker Rob Zombie eine ganz eigene, kranke Nische. Sorgte er 2002 mit seinem Kinodebüt „Haus der 1000 Leichen“ erstmals für aus dem Kinosaal flüchtende Zuschauer, schaffte es 2005 die Fortsetzung zu dem durchgeknallten Psychotrip in die Kinos und schockierte noch weit mehr als der Vorgänger. Angesichts der gezeigten Gewalt gab es auch hier wieder Wanderungen hinaus aus dem Kinosaal. In wie weit diese berechtigt waren und ob der Film auch außer expliziter Gewaltdarstellung etwas zu bieten hat, soll diese Review aufdecken…
Die Familie Firefly lebt auf einer alten, vergammelten Farm irgendwo in Texas und hat im wahrsten Sinne des Wortes jede Menge Leichen im Keller. Eines morgens wird das heruntergekommene Gebäude von der Polizei umstellt und nach einem Schusswechsel mit den Einwohnern gestürmt. Mutter Firefly fällt der Polizei in die Hände, während Otis und seine Schwester Baby den Gesetzeshütern entkommen können. Für sie beginnt ein durchgeknallter, blutiger Roadtrip zu einem Treffpunkt mit ihrem Vater und Sheriff Wydell ist ihnen stets auf den Fersen…
Schon die erste Szene des Films macht klar, womit man es hier zu tun hat. Ein verunstalteter Kerl zieht eine splitternackte, blutverschmierte Frauenleiche durch ein Waldstück. Die Kamera zeigt das Geschehen ohne irgendwelche nennenswerte Schnitte. Entgegen anderen Genrevertretern wird hier die Nacktheit gezeigt, von oben bis unten und man will schon bei der ersten Einstellung gar nicht wissen, was der monströse Kerl mit der Frau angestellt hat. Im Verlauf des Films bekommt der Zuschauer nicht nur die Ergebnisse der Gewalttaten gezeigt sondern in der Regel auch die präzise Durchführung. Diese schockiert weniger durch explizite Splatter-Einlagen als viel mehr durch waschechten Terror, der teilweise schon ein wenig ans Exploations-Genre erinnert. So wird beispielsweise einer älteren Geisel der Pistolenlauf in den Slip geschoben, während ihr Mann bei der Vergewaltigung zusehen darf. Bei derartigen Szenen sitzen dann selbst gestandene Splatterfreunde, die sich bei knochentrockenem Horror und den dazugehörigen blutigen Einlagen die Hände reiben, mit unsicherem Blick vor der Glotze und wissen nicht, ob sie den DVD-Player ausschalten oder weitergucken sollen.
Regisseur Rob Zombie lässt seinen Film exakt an der Schmerzgrenze des Zuschauers entlang wandeln und wagt sich so weit aus dem Fenster heraus, wie man es wahrscheinlich noch nie in einem Hollywood-Film zu Gesicht bekam. Bemerkenswert ist die Präzision, mit der er den Zuschauer ständig zwischen Ekel und doch einer gewissen Faszination hin und her pendeln lässt, so dass dieser nie den derben Gewaltrausch abstellt, sich ihm aber auch nicht entspannt hingeben kann. Ihm wird die Rolle des hilflosen Beobachters zugeteilt, der wegsehen will, aber doch auf eine unerklärliche Weise von dem Bildersog gepackt wird. Allein schon daraus ergibt sich ein psychologisch unheimlich intensives Seeerlebnis, dass fast durchgehend unangenehm ist, aber durch die Intensität bei der Stange hält.
Ersichtlichte Gründe für die Gewalt gibt es keine, sie wird in dieser krassen Form im Film verwendet. Basta. Rob Zombie versucht gar nicht erst seine Freakshow mit irgendeinem zu deutenden Hintergrund oder einer Moralvorstellung zu versehen.
Die Mörderfamilie Firefly ist durch und durch gestört und das wird auch ungeschönt so ans Publikum weitergegeben und doch strahlt sie mit ihrer Kompromisslosigkeit eine gewisse Faszination aus. Entgegen der üblichen Darstellung der Mörder sind die Fireflys bis auf den verunstalteten Kerl vom Anfang im Prinzip normale Menschen, wie man sie täglich auf den Straßen zu Gesicht bekommt. Das Szenario, dass die hübsche blonde Frau, von der man vor einem Motel angeflirtet wird in Wahrheit eine durchgeknallte Mörderin ist, bietet Stoff für zahlreiche interessante Szenen, was Zombie allerdings nur teilweise auslotet. Mit einem gewissen Augenzwinkern wird dann eine Welle der Gewalt und des Terrors ausgelöst, welche sich gleichzeitig überdreht und doch knochentrocken präsentiert. Der Unterhaltungsfaktor, den „The Devil’s rejects“ bietet, ist mit vernünftigem Menschenverstand eigentlich nicht zu erklären, aber er ist zweifellos vorhanden.
Auf der guten Seite drückt man derweil Sheriff Wydell die Daumen, der den Tod seines Bruders rächen will, der einst von der Familie Firefly (genauer gesagt im „Haus der 1000 Leichen“) getötet wurde. Im fortlaufenden Film wird das Handeln des Gesetzeshüters allerdings immer unkontrollierter und erscheint zum Teil grausamer als das der Fireflys, so dass man mehr und mehr ganz ohne Identifikationsfigur da steht, was den Aspekt des hilflosen, einsamen Beobachters dann noch stärker unterstreicht. Im Finale entlädt sich dann die ganze Wut des Sheriffs, der sich vom Gesetz abgewendet zu haben scheint und zurück auf der Firefly-Farm einen Racheakt realisiert, denn die Mörderfamilie hätte kaum besser hinkriegen können. Hier wird gefoltert, getackert, genagelt und die gepeinigten Fireflys fordern begeistert nach weiteren Schmerzen. In diesen bizarren und brutalen Szenen scheinen Gut & Böse die Seiten getauscht zu haben und der Zuschauer entwickelt auf der einen Seite fast so etwas wie Mitleid für die skrupellose Mörderfamilie, fletscht aber andererseits selbst rach-süchtig die Zähne angesichts der gerecht erscheinenden Selbstjustiz Wydell’s.
Ohne ein großes Brimborium darum zu machen wird die Szene auf eine Art beendet, wie sie nicht perfekter in den Film passen könnte, brutal, knallhart und ohne jede Vorwarnung. Dann startet das grandiose „Free Bird“ und die Kamera fliegt über eine kurvige Straße, die sich durch eine typische Landschaft des amerikanischen Südwestens schlängelt und dort endet auch die Geschichte für die Beteiligten. Das Ende in Verbindung mit besagtem Song ist über alle Zweifel erhaben, grandios gefilmt mit immer genau passendem Stilmitteleinsatz und einer absolut fantastischen Musikuntermalung. Hier passt die Einordnung als Roadmovie perfekt. Über den Rest des Films bringt dieser Roadmovie-Faktor frischen Wind ins Horrorgenre. Nicht die Opfer kommen hier zu einem mysteriösen Ort, wo böse Kreaturen lauern sondern die Kreaturen kommen – als augenscheinlich recht normale Menschen – zu den Opfern und diese werden beliebig ausgewählt, ohne bestimmtes Muster. Wenn die Firefly’s Lust auf Morden & Foltern haben, wird halt einfach mal ein Motelzimmer gestürmt und die Bewohner desselbigen erniedrigt, terrorisiert, vergewaltigt, erschossen. Gewürzt wird das gezeigte noch mit gut gelaunten Sprüchen der Firefly’s, die sichtlich Spaß an ihrem Alltagsgeschäft zu haben scheinen.
Dargestellt wird die Terrorfamilie von weitgehend unbekannten Gesichtern (u.a. Rob Zombies’ Frau), die ihren Job allerdings erschreckend gut machen und denen man den gerade erwähnten Spaß jederzeit abnimmt. Allen voran überzeugt hier Bill Moseley, der auch mit langen grauen Haaren auf dem Cover in einer ans Abendmahl angelehnten Collage sozusagen als Jesus mit einem Maschinengewehr posiert. William Forsythe, der den Sheriff spielt und dessen Gesicht man immerhin aus der ein oder anderen Hollywood-Produktion kennt, bringt seinen Part grandios rüber und lässt den Zuschauer die Zerrissenheit seines Charakters zwischen Gesetzestreue und Selbstjustiz zu jeder Zeit spüren. Auch die Riege der Nebendarsteller macht ihre Sache gut, zumal sich hier ein Haufen skurriler Charaktere tummelt, die immer mal wieder für Lacher sorgen.
Aus inszenatorischer Sicht ist Rob Zombies zweiter Kinofilm über alle Zweifel erhaben. Er scheint den passenden Stilmitteleinsatz aus dem FF zu beherrschen, arbeitet mit netten Schnitteffekten, Bild einfrieren, Zeitlupe und diversen Farbfiltern. Auch die gewählten Kameraperspektiven sorgen dafür, dass das etwas andere Road Movie sich hervorragend auf der großen Leinwand präsentiert.
Musikalisch passt ebenfalls alles perfekt in das exzellent fotografierte Terrorgemälde. Zombie scheint als Musiker immer den passenden Song für die passende Szene im Kopf gehabt zu haben. Geschickt wird auch komplett unpassende Musik zu brutalen Szenen gespielt, was den kranken Stil des gesamten Streifens noch mal unterstreicht. Überflügelt wird der gesamte Soundtrack allerdings dann gegen Ende, sobald das schon vorhin gelobte „Free Bird“ aus den Boxen ertönt und Bild & Ton endgültig zu einer harmonischen Einheit verschmelzen, die so gar nicht zum verstörenden Eindruck, den der Film hinterlässt, passen will, was die Wirkung nochmals verstärkt.
Fehlt nur noch ein Fazit und das gestaltet sich hier weit schwerer als bei anderen Genrevertretern. Rob Zombies’ Werk bewegt sich jenseits von Gut & Böse, missachtet konsequent die Regeln des guten Geschmacks, verharmlost Gewalt, wirkt stellenweise gar abstoßend und bietet keine einzige wirkliche Identifikationsfigur. Die Grundsätze eines jeden Films werden einfach über Bord geworfen und doch schafft Zombie die Gratwanderung den Zuschauer trotz des schockierenden Terrorszenarios bei der Stange zu halten, nie zu weit zu gehen aber doch die Schmerzgrenze beinahe unendlich zu dehnen, die Belastbarkeit des Zuschauers auszutesten, alles verpackt in ein Kontrastprogramm, in dem die Gewaltausbrüche mit fröhlichen Liedern und belustigenden Sprüchen der Mörder untermalt werden. „The Devil’s rejects“ ist ein Ausnahmefilm, der unglaublich intensiv ist und als wohl härtestes Roadmovie in die Filmgeschichte eingehen wird. Wer einen schwachen Magen hat, sollte die Finger von diesem Streifen lassen, hier wird Gewalt um der Gewalt Willen gezeigt, es gibt keine Intention, ebenso wenig wie irgendwelche Moralvorstellungen, nur eine stark inszenierte Terrororgie, die keine Kompromisse macht.
Bild:
Im staubigen, dreckigen Look des Films ist immer wieder ein leichtes Bildrauschen zu erkennen. Der Kontrast bietet hingegen kaum Grund zur Klage, offenbart allenfalls ganz selten leichte Schwächen in dunklen Passagen. Die Detailschärfe überzeugt und sorgt dafür, dass die Morde der Firefly’s auch exakt auf dem heimischen Bildschirm wiedergegeben werden.
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Sound:
Sowohl der Dolby Digital-Track als auch die DTS-Spur bringen eine harmonische Abmischung ins Heimkino. Zu hören gibt es knochentrockene Bassschläge, ebenso wie hier und da eingestreute Effekte auf den Rear-Lautsprechern. Die Stimmwiedergabe erfolgt klar & deutlich über den Center und die Musik wird räumlich über alle Boxen wiedergegeben. Auch wenn man kein Effektfeuerwerk a la „Star Wars“ erwarten kann, hat Sunfilm einen überzeugenden Mehrkanalmix auf DVD gebrannt.
Links das Hauptmenü der Film-DVD, rechts das der Bonus-DVD
Ausstattung:
Die Doppel-DVD Special Edition von „The Devil’s rejects“ kommt im schönen Schuber in die Läden. Über die gelungen animierten Menüs kommt man auf Disk 1 zu einem Audiokommentar von Regisseur Rob Zombie und einem von den Darstellern Sheri Moon Zombie, Bill Moseley und Sid Haig, von denen leider keiner dt. untertitelt ist. Mit halbwegs vernünftigen Englischkenntnissen sollte man den interessanten Ausführungen der Redner aber dennoch ohne größere Probleme folgen können.
Die Bonus-DVD wartet zusätzlich mit einem sage und schreibe 140 Minuten langem Making of über die Entstehung des Films auf, welches werbefrei Aufschluss über beinahe jeden Aspekt der Produktion gibt. Desweiteren kann man sich mit Outtakes, der Morris Green Show, „Mary the Monkey Girl Commercial“, „Spaulding Christmas Commercial“, einem Music Video, diversen Deleted Scenes, Make up Tests und noch einigen weiteren Features die Zeit vertreiben. Alle Extras der 2. DVD sind dt. untertitelt.
Hier wird nahezu alles wissenswerte über die Produktion abgedeckt, so dass man ohne Probleme die volle Punktzahl für die Ausstattung zücken kann…
Fazit:
Sunfilm präsentiert eine exzellent ausgestattete Doppel-DVD, die vor allem beim Bonusmaterial keine Wünsche offen lässt. Auch technisch ist hier alles in Ordnung, der Film wird ungeschnitten als Director’s Cut (= Unrated) präsentiert. Wer keine schwachen Nerven hat, kann also bedenkenlos zugreifen und sich von dem hammerharten Bilderrausch in seinen Bann ziehen lassen…
Diese DVD wurde uns freundlicherweise von www.sunfilm.de zur Verfügung gestellt.
Testequipment:
PC-System mit Teufel Concept E Magnum
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