Reeker
Vertrieb: MC One
Laufzeit: ca. 87 Min.
Regionalcode: 2
Bildformat: 1,85:1 anamorph
Sprache(n): Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Freigabe ab: Keine Jugendfreigabe
Regie: David Payne
Darsteller: David Hadinger, Christopher Boyer, Michael Ironside
Film:
Die Jugendlichen Cookie, Gretchen, Nelson, Jack und Trip machen sich auf den Weg um in der Wüste die Raveparty ihres Lebens zu feiern. Neben den genretypischen Charakteren wie der einfältigen Cookie, der besorgten, aber dennoch starken Gretchen, dem ungehobelten Trip, der nur auf Party aus ist und dem 'Normalo' Nelson, der nichts als Weiber im Kopf hat, gesellt sich auch ein blinder Junge zu der Gruppe von Partygängern. Jedoch sucht man auch bei diesem Charakter Vielschichtigkeit vergebens. Zwar wird versucht Jack intelligenter und sensibler darzustellen, doch eigentlich ist er nur der Auslöser für Blindenwitze und Schockeffekte, die wir zwar sehen, aber der Protagonist nicht. Das sorgt leider nur selten für etwas Unwohlsein. Insgesamt hätte man die Figur des Jack guten Gewissens aus dem Script streichen können, denn Sprüche wie 'du bist ziemlich witzig für nen Blinden', oder 'hast du die andern gesehen' sind doch arg platt und nah an der Schmerzgrenze. Diese Jugendlichen fahren also durch die Wüste und müssen zwangsweise einen Zwischenstopp, bzw einen ultimativen Stopp (wie sich bald herausstellen soll) einlegen. Grund: Das Benzin ist alle. Die fünf müssen also wohl oder übel hier nächtigen. In und um das Motel herum, das am Mittag noch Kundschaft hatte, doch nun anscheinend keiner Menschenseele mehr als Herberge dient. Oder doch?
Irgendetwas stimmt hier nicht. Kein Handy funktioniert, kein Radio tut seinen Dienst und ein beißender Gestank liegt in der Luft, der nichts gutes verheißt. Das wird schon in der Eröffnungsszene klar: Eine dreiköpfige Familie fährt durch das Ödland und die Frau am Steuer verursacht einen Wildunfall. Als sie anhält wird die Familie Opfer des Todeshauches. Eins ist ab diesem Zeitpunkt klar: Der Dampf (oder das, was in Verbindung mit selbigem steht) tötet keineswegs schnell, sauber und schmerzlos.
Nach dieser guten Anfangssequenz wird die Partytruppe vorgestellt un ab jetzt dümpelt der Film so vor sich hin. Dämliche Dialoge ('ich muss aufs Klo. Aber du warst doch grad! Sag das mal meiner Blase!) wechseln sich ab mit harmlosen Schockeffekten. Die Stimmung wird immerwieder aufgelockert mit Scherzen und mit Szenen bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie unfreiwillig komisch wirken, oder komisch gemeint sind. Zum Beispiel zieht Trip einen Trucker aus einer Mülltonne, dem ab Rumpf abwärts alles fehlt, was man zum Leben braucht. Der Trucker mault Trip an und verschwindet dann mit einem Affenzahn in Richtung Dunkelheit. Auch ohne Unterleib ist dieses Opfer noch gut zu Fuß.
Und so wird die kleine Partygang von einer unsichtbaren Gewalt dezimiert. Das passiert weitesgehend ohne Spannung und nach Schema F. Bis kurz vor Schluss, als der tödliche Hauch zugeordnet wird und die Auflösung näher kommt. Hier nimmt der Film wieder an Fahrt auf und wird schließlich doch noch interessant. Nach dem Abspann bleibt die wirklich interessante Idee hinter dem Film positiv in Erinnerung, nur die Inszenierung will nicht so recht dazu passen. Zu wenig düster, zu locker, einfach unpassend meiner Meinung nach. Regisseur Payne wählte eine Inszenierung, die auf einen 08/15 Backwood Slasher hinweist, mit dem Killerdampf dann aber doch eine übernatürliche Richtung einschlägt. Insgesamt hält sich der Film zu lange in dieser Zwitterdimension auf. Mit zunehmender Laufzeit hätte der Film bizarrer, härter und kompromissloser werden müssen, denn so wirkt das Ende zu aufgesetzt, unpassend. Aber wahrscheinlich sollte ich nicht über die Inszenierung urteilen, denn jeder denkt wohl anders über die Thematik. Und wenn die Vorstellung von Herrn Payne derart ist, dann soll ihm das zugestanden werden. Allerdings ist Reeker immernoch ein Film und eine Entschuldigung für fehlende Spannung gibt es nicht. Insofern konnte mich der Streifen über weite Strecken nicht überzeugen. Knappe 6 Kappen. Zum Ausleihen sicher nicht verkehrt.
Bild:
Das Bild ist frei von Artefakten und Schmutzpartikeln, außerdem in fast allen Szenen scharf. Einzig das Rauschen in ein, zwei dunklen Szenen und das etwas häufigere Tiefenrauschen mindern den guten Gesamteindruck. Knapp 8 Kappen.
Ton:
Die Rear-speaker haben kaum etwas zu tun, genausowenig wie der Subwoofer. Das Geschehen wird über Center und Frontlautsprecher wiedergegeben. Das immerhin gut verständlich und ohne Fehler. Die deutsche und die englische Tonspur klingen sehr ähnlich. Die dt. Synchro hat mir nicht wirklich gefallen. Zu aufgesetzt und zu wenig integriert wirken die deutschen Stimmen.
Extras:
Auf dem Papier sieht das Bonusmaterial nicht übel aus: Making of, Behind the Scenes, Kurzinterviews, Fotogalerie, Trailergalerie. Sieht man sich aber die Extras an, macht sich Ernüchterung breit. Neben dem kurzen (ca 12 min) und wenig informative Making Of, dem total überflüssigen 'behind the scenes' (knapp 3 min) und der Fotogalerie sind es die Kurzinterviews, die richtig verärgern. Diese Interviews sind keine Interviews, sondern Statements, die einzel angewählt werden müssen und von 9 Sekunden (!) bis zu 40 Sekunden dauern. Das ärgerliche daran: Diese 'Interviews' wurden schon im Making Of eingesetzt und zwar ausnahmslos. An Unnötigkeit nicht mehr zu überbieten.
Fazit:
Der Term 'verpasste Chance' drängt sich auf. Aus der Thematik hätte man so viel mehr machen können.
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